Einführung ins r.-k. Kirchenjahr
(Auszug aus Predigtdienst Nr. 182, erschienen im Falter vom 21.11.1995)
Das Kirchenjahr beginnt mit den vier Adventsonntagen, danach folgt die Weihnachtszeit, welche in der lateinischen Kirche am 25. Dezember anfängt und am Samstag nach dem 6. Jänner (Drei König), wenn dieser nicht gleich selbst auf einen Samstag fällt, aufhört. Am Tag danach beginnt mit dem Fest der Taufe des Herrn die erste Woche im Jahreskreis.
Die "Zeit im Jahreskreis" umfasst 34 Wochen, wird aber unterbrochen, um die Fastenzeit und die daran anschließende Osterzeit statthaben zu lassen. Wann diese Unterbrechung anfängt, hängt vom ersten Frühlingsvollmond ab. Denn am Sonntag nach diesem findet der Ostersonntag statt. Vom Ostersonntag zurück werden vierzig Fasttage abgehalten, die sogenannte Fastenzeit. Da sich das Fasten an Sonntagen nicht gehört, werden diese auch nicht mitgerechnet. Ergibt sechsviersechstel Wochen à sechs Tage, womit der Aschermittwoch definiert wäre. Und der unterbricht die Zeit im Jahreskreis. Die Osternacht des Karsamstags ist die Naht (kein Tippfehler) zur Osterzeit. Diese dauert 50 Tage, das sind sieben Wochen und der sie beendende Pfingstsonntag. (In die Zeit im Jahreskreis verwoben sind dann noch das Dreifaltigkeitsfest, das Fronleichnamsfest und das Herzjesufest am 7., 11. bzw. 19. Tag nach dem Pfingstsonntag.)
Der zweite Fixpunkt im Kirchenjahr ist das Weihnachtsfest. Da zeichnet sich schön langsam ab, dass die Nächte wieder weichen. Davor muss es vier Adventsonntage geben, von denen der vierte ruhig der 24. Dezember sein kann.
Der Sonntag vor dem ersten Adventsonntag ist der letzte Sonntag des vorangehenden Kirchenjahres. Der aber muss der "vierunddreissigste Sonntag im Jahreskreis" sein, denn die liturgischen Texte des Kirchenjahres sind wohl durchkomponiert und folgen einem theologischen Duktus, welcher gegen Ende des Kirchenjahres die kosmische Wiederkunft des Herrn zum Gegenstand hat und in den 34. Sonntag im Jahreskreis mündet, der als "Christkönigsfest" das Kirchenjahr feierlich abschließt.
Werden also die Jahreskreiswochen von der Taufe des Herrn an hinaufgezählt, werden sie vom vierunddreißigsten Sonntag weg bis zum Pfingstsonntag hinuntergezählt. Die jeweils dabei aufeinanderprallenden Jahreskreiswochen entfallen. Das erklärt auch, dass in jedem Jahr andere Jahreskreiswochen nicht abgehalten werden, je nachdem, ob der erste Frühlsvollmond früh oder spät fällt.
Die Messliturgie kennt zwei Stoßrichtungen: Die Anbetung des Herrn, welche sozusagen wegen des Frühlingsvollmondes als beweglicher Teil angesehen werden muss. Und zweitens die Betrachtung der Heiligen, welche unbeweglich im Kalender hängen.
Als rührendes Missing link dazwischen, und deshalb von mir wie nichts geliebt, ist "das kleine Gedächtnis vom Unbefleckten Herzen Mariä". Dieses findet am zweiten Samstag nach dem Dreifaltigkeitssonntag statt: Da es aber nur ein "kleines Gedächtnis" ist, kann es ohne weiters schon vom kleinsten "Großen Gedächtnis" verdrängt werden und findet daher in vielen Jahren nicht statt. Ein Musterbeispiel, warum mich Hierarchien so nervös machen. Ich würde in Fällen solcher Kollisionen zu größerer Behutsamkeit greifen: dem Teilzeittag. Von so-und-so-viel Uhr bis so-und-so-viel Uhr würde ich dieses und von dann-und-dann bis dann-und-dann würde ich jenes begehen.
Die Bibellesungen bei den Sonn- und Feiertagsmessliturgien der beweglichen Teile des Kirchenjahres, wiederholen sich seit der Liturgie- und Kalenderreform 1969 in einem dreijährigen Zyklus. Behufs dessen gibt es drei "Lesejahre": A, B und C. [Zur Orientierung: Zum Beispiel am 1. Adventsonntag des Kirchenjahres 2001/02, also am Sonntag den 2.12.2001, beginnt das r.-k. Sonn- und Feiertagsmessbuch von vorne mit einem Lesejahr "A". Ad infinitum...]
Nur bei den großen Festen werden jedes Jahr dieselben Texte gelesen. Gleichfalls jährlich dieselben Texte finden bei den unbeweglichen Festen Verwendung.
H. P.